UrStromUnterwegs 2022 …

Am letzten goldenen Oktober-Samstag starteten wir zur Busfahrt nach Gelsdorf bei Meckenheim. Unser Ziel: das Forschungsprojekt »APV-Obstbau«, das die Familie Nachtwey zusammen mit dem größten Solarforschungsinstitut Europas, dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), vor gut einem Jahr initiiert hat. Wir wollten aus erster Hand erfahren, welche Erkenntnisse aus diesem Projekt bislang gewonnen wurden und wie es weitergehen wird.

Mit Bio-Obst direkt vom Baum und frischem Saft im Glas begann die Führung über das Gelände. Der Betrieb besteht bereits in der dritten Generation. Mit dem Grundsatz „ganz oder gar nicht“ stellte ihn die Familie 2004 auf biologischen Anbau um. Um bestmögliche Fruchtqualität zu liefern und eine Ertragssicherung zu erhalten, so lernten wir, sind besondere Schutzsysteme wichtig. Gegen Regen, Hagel, Spätfrost, UV-Strahlung, extreme Temperaturen, Vögel und Insekten-Schädlinge zum Beispiel werden hier drei Arten von „Schutzschilden“ eingesetzt: Folienschutz (nicht regendurchlässig), Hagelschutz (regendurchlässig) sowie seit neuestem eine Agrar-PhotoVoltaik-Überdachung mit speziellen festinstallierten Glasscheiben, die licht-, aber nicht regendurchlässig sind. Interessant für uns war, dass auf 50 % dieser Scheibenflächen unterschiedlich angeordnete Solarzellen eingesetzt wurden: die einen im „Zebrastreifen“-Look, die anderen im „Block-Design“. Alle Paneele jedoch haben die einheitliche Größe von 1 x 2 Metern.

Mitte 2021 wurde diese Agrar-PV-Anlage mit einer Leistung von 258 kWp auf circa einem Drittel der Gesamtversuchsfläche installiert. Für die Forschung und die Weiterentwicklung des Projekts, so erfuhr unsere Gruppe, ist Voraussetzung, die gleichen Produkte unter den unterschiedlichen Schutzsystemen untersuchen zu können. So wurde jede der Baum-Reihen mit acht Apfelsorten für frühe, mittlere und späte Ernte identisch gepflanzt. Christian Nachtwey, der heute das Unternehmen führt, erklärte nachdrücklich, dass für ihn bei diesem Projekt der Fokus nicht auf der Strom-Erzeugung, sondern definitiv auf dem Kultur-Ertrag liege. Für manche UrStrom-Aktive eine neue Sichtweise.

Bei dem „Pflänzchen“ Agrar-PV erwartet er, dass es in der Zukunft einen maximalen Kulturschutz und eine maximale Flexibilität für die Kulturen schafft. Im Hinblick auf die Ernährung der Bevölkerung sollten durch die neue Methode die Produkte auch maximal kostengünstig produziert werden. Er wünscht sich, dass bei allen Versuchen die landwirtschaftliche Fläche erhalten bleibt und dass die innovative Art der Ertragsgewinnung finanziellen Rückhalt geben wird. Ein großes Ziel sollte es seiner Meinung nach sein, „einen einzigen Modultyp für ganz viele Kulturen zu finden“.

Bis jetzt liegen noch keine verwertbaren Ergebnisse des Projekts vor. Auch die angesetzte Gesamtlaufzeit von fünf Jahren wird nicht reichen. Denn die bislang immer neuen Erfahrungen und Erkenntnisse, die das Wechselspiel von Natur und Technik den Menschen zeigt, können in diesem kurzen Zeitraum nicht ausreichend wissenschaftlich analysiert und ausgewertet werden. Dass zudem für dieses Fünf-Jahre-Projekt die Zustimmung von 13 Behörden notwendig war, ist nur eine der vielen Hürden, die für die Fortsetzung des Versuchsprogramms sprechen.

Nach der Führung war uns allen klar, welche Leistung ein kleiner Familienbetrieb hier aufbringt und mit wie viel Überzeugung, Mut, Energie und Optimismus Christian Nachtwey die Unternehmung führt.

Und dann, so hatte es ein Vorstandsmitglied vorgeschlagen, ging’s zum Rodeln: auf der nahegelegenen Sommerrodelbahn bei Ahrweiler. Ein Spaß für alle UrStrom-„Aktiven“, die 200 Meter mit dem Schlepplift hinauf und dann mit dem Schlitten 550 Meter durch sieben Kurven hinab ins Tal spurten. Und ein Vergnügen auch für die, die „nur“ zuschauten.

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